Erfahrungen mit unserem Paddocktrail

Was ist ein Paddocktrail

Ein Paddock Trail ist ein speziell aufgebauter Paddock, der im Gegensatz zum herkömmlichen quadratischen Paddock mehr Bewegungsanzeize bieten soll. Dazu wird ein Weg um die Weidenflächen herum angelegt. Der Weg wird aus verschiedenen Böden aufgebaut, um so die Hufe abzuhärten. Futter- und Wasserstellen sollten sich auf dem Weg verteilen, um damit für Bewegung zu sorgen.

Warum überhaupt ein Paddocktrail

Um Pferde oder Ponys artgerecht zu halten benötigen diese Licht, Luft, Bewegung, Kontakt zu Artgenossen und ausreichendes Futter. All diese Bedürfnisse sind bei Gruppenhaltung auf großen Weideflächen mit Unterstellmöglichkeiten gegeben. Wenn man also mindestens 4 Pferde (sonst ist es eher keine Gruppe) und ca. 1 ha Fläche je Pferd + 1 ha für den Winter zur Verfügung hat, braucht man sich um Paddocktrails nicht zu kümmern.

Man kann die 4 ha Wiese in 8 längliche Weidestücke aufteilen und diese im Wechsel beweiden lassen, Im Frühsommer kann dabei von gut der Hälfte noch Heu gewonnen werden, die Pferde können den ganzen Sommer grasen und haben dabei immer hohes Gras zur Verfügung. Die Winterweide wird nur im Winter genutzt und kann sich so immer wieder erholen. Diese Haltung konnten unsere Ponys 10 Jahre lang in Pfaffroda geniesen. Trotz reichlich Futter hatte nie eines Hufrehe oder sonstige ernährungsbedingte Krankheiten.  Außer der Wiese, die fürs Angrasen immer sparsam portioniert wurde, waren auch die Flächen nie überweidet und die Ponys waren sommers wie winters immer in Bewegung.

Leider gibt es nicht überall so reichlich Platz, so dass wir nach unserem Umzug nach NRW nun deutlich andere Rahmenbedingungen haben. Hier gibt es nur 1,2 ha Platz für zur Zeit 3 Fell Ponys und 1  Kaltblut. Damit lässt sich gerade eben der Futterbedarf für knapp 4 Monate decken, ein unbefestigter Winterauslauf ist überhaupt nicht möglich, da hierfür mindestens 1 ha benötigt wird, soll der Auslauf nicht als Schlammwürste enden.

Ein befestigter Paddock in Rechteckform verhindert zwar das Vermatschen, bietet den Pferden aber nur begrenzte Bewegungsmöglichkeiten. Um das begrenzte Platzangebot optimal zu nutzen, ohne die Pferde in ihren Bedürfnissen einzuschränken, entschieden wir uns daher für das Paddocktrailkonzept.

Wie ist unser Paddocktrail aufgebaut

Unser Trail besteht aus zwei verbundenen Rundwegen. Der kleinere Rundweg ist 140 m lang und mit Paddockmatten befestigt. Er grenzt unmittelbar an den Offenstall, enthält 2 größere Flächen ( 140 qm mit Hackschnitzeln direkt vorm Offenstall und 70 qm mit Sand) und ist ansonsten ca. 2m breit. Die Wege haben Rundkiesel als Tretschicht.

Insgesamt sind 400qm befestigt. Trotzdem sieht alles ziemlich grün aus (siehe Bild unten und noch weiter unten ein Bild im Winter). Ein Paddock von 400qm wäre deutlich weniger grün – von den mangelnden Bewegungsanreizen mal ganz abgesehen.

Der größere Rundweg ist 550 m lang und  unbefestigt. Der unbefestigte Weg könnte bei schlechten Wetter abgesperrt werden, was bisher aber noch nicht passierte. In den Innenflächen sind jeweils Weideflächen. Ein dritter Rundweg von 450 m kann noch an den zweiten Rundweg angeschlossen werden.

Da unser Grundstück außen fest eingezäunt ist, sind die Wege mit mobilem Zaun gebaut und mit einem Hausstromgerät gesichert. Aus arbeitstechnischen Gründen steht die Rundraufe auf dem Platz vor dem Offenstall. Auch die frostsichere Selbsttränke ist dort angebracht, da Wasser bei uns nicht als Bewegungsanreiz taugt. Eher wird aus Pfützen getrunken oder auch gar nichts als zum entfernten Wasser zu laufen.

Futter ist ein deutlich besserer Bewegungsanreiz.  Trotzdem verteilen wir kein Heu im Trail. Hier müssen sich die Ponys unserem Bedürfnis nach minimalem Aufwand unterordnen.  Das natürliche Futterangebot auf dem Trail (Gras unter dem Zaun oder auf der Weide, Obstbäume und Büsche) muss hier als Bewegungsanreiz ausreichen. Der Weg ist immerhin zu 70% von Hecken und Bäumen zum Knabbern und als Schattenspender umgeben.

Bei trockenem Wetter steht den Ponys auch ein Kletterhügel zur Verfügung. Dieser ist leider unbefestigt und muss daher im Winterhalbjahr abgesperrt werden.

Was sind die Erfahrungen und was sagen die Ponys dazu

Die Ponys und auch Pearly – das Kaltblut kannten vorher nur große Flächen ohne enge Begrenzungen. Die Umstellung auf eingezäunte Wege war jedoch für alle unkompliziert. Anfangs waren die Wege ca. 4-5 m breit. Mittlerweile sind wir bei 2 m angekommen, was von allen souverän gemeistert wird. Die engen Strecken werden größtenteils im Gänsemarsch passiert, aber auch Wendungen oder Passieren im Gegenverkehr sind problemlos möglich. Der große Rundweg wird auch gern zum Galopp genutzt, der kürzere Weg eher nur zum Trab. Um die Kurven gehen alle mittlerweile in guter Biegung, das scheint angenehmer zu sein, als  sich in die Kurve zu legen.

Bewegung findet in ähnlicher Größenordnung wie vorher statt – im Winter weniger als im Sommer.  Gespielt wird da wo Platz ist (Weide oder größere Plätze), wobei in unserer reinen Stutenherde tendenziell weniger gespielt wird als bei Wallachen. Im Winter wird der unbefestigte Weg weniger benutzt, was aber dessem Zustand entgegenkommt. Einzelne Stellen sind zwar etwas matschig, aber insgesamt gibt es keinen tiefen Matsch und damit auch keine tiefgefrorene Buckelpiste. Ein Absperren war bisher nicht notwendig.

Die Hufe sind auf Grund der befestigten Wegstrecken deutlich härter als bei der reinen Weidehaltung. Trotzdem erfahren sie mehr Abrieb und müssen nicht so oft geraspelt werden.

Der Heuverbrauch ist natürlich viel höher. Musste bei der Weidhaltung maximal 6 Monate Heu gefüttert werden (Mitte November bis Mitte Mai), sind es nun eher 8 Monate (Anfang Oktober bis Ende Mai).  Auch während der 4 Sommermonate gibt es zum Teil noch Heu, und zwar immer dann, wenn nicht ausreichend hohes Gras vorhanden ist.

Das Abmisten der Flächen ist einfacher als bei großen Weiden, wobei es dort nicht immer unbedingt notwendig ist. Der Aufwand für das Misten hat sich pro Tag von 1 Stunde auf 1/2 Stunde verringert, vor allem da der Mist fast nur auf dem befestigten Teil anfällt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich unsere Pferde im Paddocktrail genauso wohl fühlen wie vorher auf den großen Weideflächen. Es ist also bei begrenztem Platzangebot eine sehr pferdefreundliche und auch umweltbewusste Alternative.